Die Kirche St. Michael der Erzengel ist das markante Wahrzeichen des kleinen Dorfes Vernéřovice im Broumov-Gebiet. Sie steht auf einer Anhöhe inmitten des Dorfes auf dem Friedhof und gehört zu den bedeutenden barocken Sakraldenkmälern der Region. Seit dem 1. Juli 2022 steht sie als nationales Kulturdenkmal unter Schutz und ist Teil der sogenannten Broumover Kirchengruppe, die unter dem Einfluss des Benediktinerordens entstanden ist. Einer örtlichen Legende zufolge wurde das Dorf Vernéřovice in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von einem gewissen Werner gegründet, der auf Einladung des Broumover Abtes Martin I. mit Siedlern aus Thüringen hierher kam. Werner erhielt vom Abt ein Stück Land – damals völlig bewaldet –, das er urbar machte, und wurde hier zum Richter des Dorfes. Die erste Kirche in Vernéřovice war aus Holz und wird bereits 1412 erwähnt. Im Jahr 1540 ließ der Abt des Broumover Klosters, Matěj Mathias, an der Stelle der ursprünglichen Holzkirche einen neuen Bau errichten, der später, 1683, unter Abt Tomáš Sartorius erweitert wurde. Die heutige barocke Kirche des Heiligen Michael wurde in den Jahren 1719–1720 unter Abt Otmar Zinke erbaut. Die Fertigstellung des Innenraums zog sich bis 1722 hin. Der Entwurf wird traditionell Christoph Dientzenhofer zugeschrieben, dem berühmtesten Erbauer der Broumover Kirchen. Zwar gibt es keine schriftlichen Belege, doch spricht seine enge Zusammenarbeit mit dem Broumover Kloster und dem Benediktinerorden dafür.
Architektur
Die Kirche ist traditionell in Ost-West-Richtung ausgerichtet, verputzt und steht auf einem sanften Hügel inmitten des Dorfes. Ihr Grundriss besteht aus einem elliptischen Kirchenschiff von 26 Metern Länge und 16 Metern Breite. An der Ostseite schließt sich die Sakristei an, an der Westseite der Turm. Die Fassaden sind durch Lisenen gegliedert, die feine vertikale und horizontale Bänder mit aufgeworfener Putzstruktur bilden. Die Südseite ziert eine Sonnenuhr. Es gibt drei Eingänge – den Haupteingang unter dem Turm, einen Seiteneingang auf der Südseite und einen dritten zur Sakristei. Über dem Hauptportal befindet sich auf einer Marmorplatte eine lateinische Inschrift: „Dem Fürsten der himmlischen Heerscharen, dem Heiligen Michael, gewidmet von Otmar, Abt von Broumov“ mit der Jahreszahl 1719. Das Kirchenschiff wirkt wie ein Saalraum mit zehn aus der Wand hervortretenden Pfeilern; die Decke ist flach und glatt verputzt. Das Innere ist in Blau- und Grautönen mit braun schattierten Details und einer grauen bogenförmigen Attika gehalten, die an ein Himmelsgewölbe erinnert. Eine Besonderheit ist die Orgelempore, die auf drei Bögen in den Kirchenraum hineinragt, über zwei hölzerne Treppen zugänglich ist und sich in Emporen an beiden Seiten fortsetzt. Diese sind nicht bloße Wandnischen, sondern bilden eigene Räume. Emporen und Emporegeländer bestehen aus barocken Balustern, die dem Raum eine feine Detailwirkung verleihen.
Innenraum
Der Hauptaltar wird von einem Gemälde von Antonín Felix Scheffler dominiert, das die Erscheinung des Erzengels Michael auf dem Monte Gargano in Süditalien darstellt. Zu beiden Seiten des Altars stehen die Skulpturen der Erzengel Gabriel und Raphael. Die Sakristei ist mit einem Tonnengewölbe mit Kappen überwölbt und misst 5 x 4 Meter. Die Orgel, die nach 1990 restauriert wurde, ergänzt die musikalische Ausstattung der Kirche. Im Inneren befindet sich auch ein eingemauerter Renaissancegrabstein des Vernéřovicer Richters Blasius Meissner, der 1579 im Alter von 41 Jahren starb. Sein Relief zeigt einen Mann mit braunem Haar und Bart, in bläulichem Gewand und braunem Mantel.
Glockenturm und Glocken
Bis 1916 besaß die Kirche insgesamt fünf Glocken, von denen jedoch während des Ersten Weltkriegs vier requiriert wurden. Neue Glocken wurden 1924 angeschafft, verschwanden jedoch größtenteils erneut im Zweiten Weltkrieg. Heute besitzt die Kirche nur noch eine Glocke aus dem Jahr 1600 mit einem Durchmesser von 105 cm. Sie trägt eine deutsche Inschrift, die zur Anrufung Gottes in der Not auffordert, und ist mit den Wappen des Broumover und Břevnover Klosters versehen.
Umgebung der Kirche
Die Kirche ist von einem großen Friedhof umgeben, auf dem die meisten ursprünglichen deutschen Gräber heute verwaist sind. Vor der Kirche steht das barocke Pfarrhaus, das in der Vergangenheit auch als Gemeindeamt diente und über dem Hauptportal ein wertvolles Wappen trägt.
Geistliche und kulturelle Bedeutung
Die Kirche des Heiligen Michael ist nicht nur ein architektonisches Juwel des Broumov-Gebiets, sondern auch ein lebendiger Ort des Glaubens, an dem regelmäßig Gottesdienste stattfinden – in der Regel jeden zweiten Sonntag im Monat. In der Pfarrei Vernéřovice wirkten mehrere bedeutende Benediktinergeistliche, die auf dem örtlichen Friedhof im sogenannten Priestergrab beigesetzt sind.