Die Barockkirche St. Barbara in Otovice ist ein markantes und einzigartiges Bauwerk der Broumover Kirchen-Gruppe, die aus Sakralbauten besteht, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach Entwürfen der Dientzenhofer erbaut wurden. Die Kirche befindet sich im Herzen des Ortes Otovice und steht seit 2022 unter dem Schutz des nationalen Kulturdenkmals.
Geschichte
An der Stelle der heutigen Kirche stand ursprünglich eine Holzkirche der protestantischen Kirche, die vermutlich bereits im 15. Jahrhundert errichtet und 1677 erweitert wurde. Sie war eine Filialkirche, die zur Pfarrei Martínkovice gehörte. Im Jahr 1724 wurde sie abgerissen, um Platz für einen neuen, repräsentativen Bau zu schaffen.
Die neue Barockkirche wurde in den Jahren 1725–1727 auf Initiative des Broumover Abtes Otmar Daniel Zinke errichtet. Das Projekt wird Kryštof Dientzenhofer zugeschrieben, während die Bauleitung sein Sohn Kilián Ignác Dientzenhofer innehatte. Über dem Haupteingang der Kirche befindet sich noch heute eine Gedenktafel mit dem Monogramm des Abtes Zinke und der Jahreszahl 1726, die an das Jahr der Kirchweihe erinnert.
Architektur
Die Kirche St. Barbara besitzt einen untypischen, ovalen Grundriss, aus dem sieben halbrunde Kapellen herausragen, einschließlich des Chorraums. Diese Anordnung unterscheidet sich von anderen Kirchen der Broumover Gruppe, bei denen die Kapellen meist in die Außenwände eingelassen sind. In Otovice ragen sie nach außen hervor, was dem gesamten Bauwerk eine markante Plastizität verleiht.
Die Fassade der Kirche zeigt sich im Westen mit einem dreiseitigen Giebel und dem Haupteingang. Über dem Portal befindet sich die bereits erwähnte Tafel mit der Jahreszahl 1726. Die Kirche hat keinen Turm, sondern nur einen kleinen achteckigen Sanktus, der mit einer Holzglocke auf dem First des Walmdaches sitzt. Ein bedeutendes architektonisches Element ist die falsche Holzbalkendecke, die an der erhaltenen Konstruktion des ursprünglichen barocken Dachstuhls aufgehängt ist. Der gesamte Dachstuhl ist sehr komplex und an den elliptischen Grundriss angepasst. Die Decke ist flach und ohne Bemalung, was außergewöhnlich ist, da die meisten anderen Broumover Kirchen gewölbte Decken mit Deckenmalereien besitzen.
Die Fassaden der Kirche bestehen aus einer Kombination grob verputzter Flächen und glatter Lisenenrahmen, die die Gesamtwirkung des Bauwerks plastisch gliedern.
Innenraum
Der Innenraum wird von acht pilasterlosen Pilastern gegliedert, die mit den Nischen der einzelnen Kapellen wechseln. Die Empore ist einfach mit einem hölzernen Geländer gestaltet. Die Innenausstattung ist heute sehr sparsam, die meisten Möbelstücke wurden aus Sicherheitsgründen in Depots oder ins Broumover Museum verbracht. Das wertvollste Denkmal ist der barocke Altar in der südlichen Mittelkappelle, der früher als Hauptaltar diente. Aus dem ursprünglichen Inventar der Kirche stammen auch Reliefs und Plastiken aus dem 18. Jahrhundert. Im Broumover Museum ist zudem ein Tafelbild der Kreuzigung aus dem 15. Jahrhundert ausgestellt, das ursprünglich Teil der Otovicer Kirche war. Es handelt sich um ein außergewöhnliches Werk seiner Art in der gesamten Region.
Umgebung und Areal
Das Kirchenareal befindet sich im zentralen Teil des Ortes Otovice. Die Kirche stand ursprünglich isoliert in der offenen Landschaft, umgeben von einem Friedhof. Heute ist sie von dichterer Bebauung umgeben, doch der erhaltene begrünte Friedhof befindet sich noch unmittelbar um die Kirche herum. Das Areal wird durch eine Einfriedungsmauer mit einem geschmiedeten Tor und einer Statue des gekreuzigten Christus vor dem Haupteingang ergänzt. In den 1930er Jahren wurde hier ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet, dessen Urheber der Bildhauer Emil Schwandtner aus Trutnov ist.
Gegenwart
Die Kirche St. Barbara zählt zu den am stärksten gefährdeten Bauwerken der Broumover Gruppe. Noch vor kurzem war sie durch eindringendes Wasser, Holzwurm und Dachbock stark beschädigt. Besonders der Dachstuhl war betroffen, was zu statischen Problemen an der Decke führte, die einzustürzen drohte. Im Jahr 2013 wurde die Kirche in das Programm zur Rettung des architektonischen Erbes aufgenommen. Es erfolgten Sanierungen gegen holzzerstörende Insekten und ein schrittweiser Austausch beschädigter Teile des Dachstuhls und der Dacheindeckung. Von 1995 bis 2014 wurden über 1 Million Kronen für Reparaturen bereitgestellt. Trotzdem sind die Rettungsarbeiten noch nicht abgeschlossen, und die Kirche wartet weiterhin auf ihre vollständige Wiederherstellung.
In der Kirche St. Barbara finden keine regelmäßigen Gottesdienste statt. Das Gebäude dient vor allem als Denkmal barocker Sakralarchitektur, dessen Wert in der Einzigartigkeit des Grundrisses und der schöpferischen Arbeit der Dientzenhofer liegt.