Die barocke St. Anna Kirche ist ein bedeutender Bestandteil der sogenannten Broumover Kirchen-Gruppe, die in den 1720er Jahren im Auftrag des Broumover Klosters erbaut wurde. Sie befindet sich im Ortsteil Vižňov der Gemeinde Meziměstí, mitten im Dorf auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs, wo sie die gesamte Umgebung dominiert. Die Kirche ist seit dem 1. Juli 2022 als nationales Kulturdenkmal geschützt.
Geschichte
Eine ursprüngliche Holzkirche in Vižňov ist bereits für die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts belegt. Bis zum Dreißigjährigen Krieg diente sie als Pfarrkirche, später war sie eine Filialkirche der Pfarrei Verneřovice. Die neue, aus Stein errichtete Kirche wurde zwischen 1724 und 1728 auf Initiative des Broumover Abtes Otmar Daniel Zinke gebaut. Der architektonische Entwurf wird Kilián Ignác Dientzenhofer zugeschrieben, die Bauleitung hatte ein Maurermeister aus Broumov inne. Der Turm wurde von Johann Heinrich Opitz aus Ruprechtice errichtet. Das ursprünglich mit Schindeln gedeckte Dach wurde 1903 durch Schiefer ersetzt und in den 1990er Jahren durch rot lackierte Blechschindeln.
Architektur
Die St. Anna Kirche ist ein orientierungsloser Barockbau aus Bruchstein mit der Fassade nach Osten gerichtet. Sie hat einen tief ovalen Grundriss, mit leicht konkav gewölbten Seitenwänden und Anbauten an den kurzen Seiten – im Westen Chor und Sakristei, im Osten Empore und rechteckiger Turm. Das markante Walmdach ist durch ein komplexes System gewölbter Flächen gegliedert, die dem wellenförmigen Grundriss folgen. Die Fassade ist durch barock profilierte Gesimse und Lisenenrahmen gegliedert. Sie kombiniert eine graue, strukturierte Putzfläche mit weißen architektonischen Details. Der Turm endet mit einer barocken achteckigen Kuppel mit Laterne und Zwiebel, gekrönt von einem Kreuz.
Innenraum
Der Innenraum ist als elliptische Halle mit den Maßen 15 × 24 Meter gestaltet, mit acht massiven Pfeilern, die von toskanischen Pilastern gegliedert sind und ein markantes zweiteiliges Gesims tragen. Die Decke ist balkenförmig, flach, mit hohen Ansätzen. Der kleinere Chor ist mit einer tschechischen Plattendecke gewölbt, in deren Gewölbe ein Bild von Gottvater in den Wolken erhalten ist.
Der Hauptaltar trägt das Bild „St. Anna unterrichtet Maria“ aus dem Jahr 1889 vom Wiener Maler K. Schüller. Ein bedeutender Teil der Ausstattung ist auch die hölzerne Empire-Kanzel mit korinthischen Säulen und figürlicher Verzierung; auf dem Kanzeldach steht die Statue des bußfertigen Christus. Die ursprüngliche barocke Ausstattung wurde im Laufe der Jahre größtenteils entfernt und vor allem nach einem Diebstahl 1990 ersetzt oder im Depot gelagert.
Kirchenareal
Die St. Anna Kirche ist Teil eines erhaltenen barocken Areals, das auch eine Leichenhalle, die Statue des St. Johannes Nepomuk und eine steinerne Friedhofsmauer umfasst. Die Leichenhalle und die Mauer wurden wahrscheinlich gleichzeitig mit der Kirche errichtet. Die Statue des St. Johannes Nepomuk wurde vom Brückengeländer in Meziměstí hierher versetzt und stellt ein hochwertiges steinbildhauerisches Werk dar. Das Areal ist frei zugänglich, befindet sich jedoch in einem stark baufälligen Zustand. Es gibt Wasserschäden im Inneren, Putz fällt ab und Gottesdienste finden nicht mehr statt. Im Inneren sind Feuchtigkeit und Moos auf dem Boden sichtbar, und an einigen Stellen fehlen größere Putzstücke.
Gegenwart
Die Vižňov Kirche ist eine der architektonisch interessantesten Kirchen der Broumover Gruppe. Dennoch befindet sie sich aktuell in einem ernsten technischen Zustand, benötigt eine vollständige Sanierung und Schutz vor weiterem Verfall. Als nationales Kulturdenkmal verdient sie weiterhin die Aufmerksamkeit von Fachleuten und Laien und vor allem eine Pflege, die ihrer Bedeutung entspricht.